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Die Schulkommission und ihre Aufgaben

Der folgende Text erschien im "roten Büchlein" des Schulkreises Breitenrain-Lorraine 2016/2017.

Wie ist die Schulkommission zusammengesetzt?

Die Mitglieder der Stadtberner Schulkommissionen werden vom Stadtrat (Stadtparlament) gewählt. Die Parteien haben je nach ihrer Anzahl Sitze im Stadtrat Anspruch auf Sitze in den Schulkommissionen und schlagen jeweils Kandidatinnen und Kandidaten vor. Manche Schulkommissionsmitglieder sind nicht Parteimitglieder, sie bekennen sich aber zur politischen Richtung der Partei, die sie vorgeschlagen hat. Es kommt auch immer wieder vor, dass Menschen durch ein solches Amt beginnen, Interesse für die Politik zu entwickeln, und später auch für andere Ämter kandidieren. Die Schulkommissionsmitglieder arbeiten ehrenamtlich und erhalten nur eine symbolische Entschädigung für Sitzungen.

Was sind die Aufgaben der Schulkommission?

Gemäss dem Gesetz haben wir als Schulkommission drei zentrale Aufgaben: Die Schulleitung anstellen und beaufsichtigen, die Schule strategisch führen und sie in der lokalen Gemeinschaft verankern. Was bedeutet das aber genau?

Die Anstellung, Führung und Beaufsichtigung der Schulleitungen ist eine schwierige, aber sehr wichtige Aufgabe. Die Schulleitungen sind in den letzten Jahrzehnten zu sehr wichtigen Mitspielern mit einer grossen Verantwortung aufgestiegen. Sie führen die gesamte Schule pädagogisch und betrieblich (operative Führung), stellen Lehrkräfte an und beaufsichtigen diese. Was das in unseren grossen Stadtschulen bedeutet, ist von aussen nur schwer einzuschätzen: Beispielsweise sind im Schulstandort, der das Schulhaus Spitalacker, das Schulhaus Breitenrain und diverse Kindergärten umfasst, zwei Schulleitungspersonen für 90 Lehrpersonen und mehr als 700 Kinder zuständig. Die Schulleitungen haben eine eigentliche Managerposition inne und arbeiten hoch professionell. Ohne sie würde heute in einer Schule nichts mehr gehen.

Wie soll nun ein Gremium von 9 Laien hier Aufsicht führen? Die Antwort ist nicht so schwierig, wie man denken könnte, denn dieses System finden wir auf jeder Ebene des politischen Systems in der Schweiz wieder. So beaufsichtigt beispielsweise der Gemeinderat der Stadt Bern, der auch aus Laien besteht, eine Verwaltung mit Profis aus über hundert Fachrichtungen und einem voll ausgebauten Kader-Apparat. Ähnlich haben in unzähligen Firmen Verwaltungsräte die Aufsicht über Geschäftsleitungen.

In all diesen Systemen basiert die Führung der Profis durch die Laien zentral auf persönlichem Vertrauen. Aufbau und Festigung dieses Vertrauens ist nur möglich, wenn ein stetiger Informationsfluss besteht. So besteht ein grosser Teil unserer Sitzungen im Austausch von Informationen. Zudem haben wir für alle Schulstandorte Schulkommissionsmitglieder eingesetzt, die in regelmässigem Austausch mit den Schulleitungen stehen. Sie sind damit noch näher am Geschehen und können konkret nachfragen. Ohne dieses Wissen darüber, was am Schulstandort läuft und wie es läuft, hätten wir keine Chance, z. B. in einem Ernstfall Massnahmen einzuleiten.

Und was kann „strategische“ Führung in einem Schulkreis heissen?

Es heisst, dass wir bei Veränderungen, z. B. strukturellen Verbesserungen oder Anpassungen an neue Umstände, in enger Zusammenarbeit mit den Schulleitungen die Rahmenbedingungen festlegen. Die Schulleitungen informieren uns umfassend über die jeweiligen Projekte, so dass wir eine gute Wissensgrundlage haben. Und dann müssen wir uns einig werden, ob wir die Vorschläge unterstützen oder ob das Vorhaben für uns in eine falsche Richtung geht. In den meisten Fällen sind wir unter uns und mit den Schulleitungen einig. Aber manchmal gibt es auch politische Diskussionen. Soll z. B. mehr Gewicht auf die Tagesbetreuung gelegt werden, oder soll die Hochbegabtenförderung ausgebaut werden? Was halten wir von jahrgangsgemischten Klassen? Was von der Basisstufe? In all diesen und vielen weiteren Projekten schwingen politische Grundhaltungen mit. Und da bringen wir als Schulkommission unsere Überlegungen hinein und behalten dabei immer auch die langfristige Orientierung im Auge. Bei den Bereichen, die gesamthaft für die ganze Stadt geregelt werden (z. B. Tagesbetreuung, Hochbegabtenförderung), bringen wir uns in den städtischen Gremien ein.

So versuchen wir, ein Spiegel der Gesellschaft zu sein, die uns indirekt gewählt hat. Denn als Schulkommission haben wir auch die Aufgabe, die Stimme der Bevölkerung aus der Stadt und aus dem Quartier/Stadtteil in die Schule einzubringen. Dies ist besonders wichtig, weil einerseits viele Lehrkräfte und auch Schulleiter/innen oft nicht selber in der Stadt wohnen, andererseits weil bei der Umsetzung der kantonalen Rahmenbedingungen immer auch ein gewisser Spielraum bleibt. Diesen Spielraum wollen wir nutzen, denn die Schule soll schliesslich „unsere“ Schule sein und bleiben.

Markus Heinzer, Mitglied Schulkommission Breitenrain-Lorraine

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